BSC geht neue Wege in der Verletzungsprophylaxe

Die Ärzte des Orthozentrum Freiburg, Dr. Volker Fass sowie Dr. Tarek Schlehuber weilten gemeinsam mit dem Physiotherapeuten Jörg Schellbach M.Sc. (Physiokonzept Freiburg) zu Gast in Bahlingen. Ziel des ganztägigen Screeningprogramms der 1. Mannschaft des Oberligisten war es, für jeden Spieler ein Risikoprofil und daraus resultierend ein individuelles Trainingsprogramm zur Vermeidung von sportartspezifischen Verletzungen zu erstellen.

Das gemeinsame Projekt des Bahlinger SC mit den betreuenden Ärzten und Physiotherapeuten startete bereits viele Wochen vor der eigentlichen Testung. Tage zuvor trafen sich bereits alle Beteiligten zu einem Impulsvortrag. Hierbei wurde den Trainern und Spielern die Ursachenanalyse typischer Verletzungen im Fußballsport sowie die Theorie, wie die Verletzungsanalyse den Weg in eine erfolgreiche Prävention und Leistungsoptimierung ebnen kann, ausführlich dargestellt.

Unser Fußball Oberligist am Kaiserstuhl besticht durch seine professionellen Rahmenbedingungen. Die Testung des kompletten Kaders der 1. Mannschaft konnte im neu eröffneten Bahlinger Fitnessraum stattfinden.

Nach einer ausführlichen Anamnese bezüglich Spielerdaten, bisherigen Verletzungen, möglichen Grunderkrankungen sowie individuellen Belastungen auf und neben dem Platz erfolgte eine eingehende körperliche Untersuchung eines jeden Spielers durch Dr. Volker Fass. Hierbei wurde der gesamte Bewegungsapparat auf mögliche Risikofaktoren untersucht.

„Viele Fußballspieler fühlen sich top fit und unverwundbar. Erst wenn sie von einer schweren Verletzung heimgesucht werden, beginnen sie sich mit Begriffen wie muskulärer Dysbalance, Differenzierung, Dosierung oder neuromuskulärer Steuerung zu beschäftigen“, beschreibt Dr. Fass seine langjährigen Erfahrungen im Umgang mit den Sportlern.

Im Anschluss durfte sich der jüngste im Team, Dr. Tarek Schlehuber, der Muskelkraft seiner Schützlinge aussetzen. „ Nachdem am Vormittag bereits die Torhüter und Innenverteidiger die Messlatte hoch legten, dachte ich, mehr geht nicht. Dabei hatte ich meine Rechnung ohne die defensiven Mittelfeldspieler gemacht“, schmunzelt der Mediziner nach 12 Stunden Testung. Neben Stabilitätstests von Rumpf und Becken wurde v.a. die absolute Muskelkraft der Kniebeuge- und Streckmuskulatur sowie der Hüftmuskulatur bestimmt. Hierbei galt es, Dysbalancen sowie Seitendifferenzen von mehr als 10 % herauszufiltern, welche in einem hohen Verletzungsrisiko münden.

Bei Jörg Schellbach M.Sc. kam dann High Tech zum Einsatz. „Die Videoanalyse der wissenschaftlich geprüften Tests ist das optimale Werkzeug, um dem Sportler beim gemeinsamen Studieren der Bilder Risikomuster direkt und eindrücklich vorzuführen. Die Visualisierung einbeiniger Kniebeugen, Sprung- und Landetechniken in Zeitlupe macht die individuellen Stärken und Schwächen sichtbar und prägt sich tief ein“, berichtet der Bundesliga- und Weltcuperfahrene Sportphysiotherapeut. Bei ihm gingen die Spieler mit großem Eifer noch einmal an ihr Limit, galt es doch, eine optimale sportmotorische Performance zu erfüllen.

Der ereignisreiche Tag war geprägt von Begegnungen. So wohnte neben einigen Vorstandmitgliedern und den Athletiktrainern auch das Trainerteam den Testungen bei. Ob zwischen den einzelnen Untersuchungen oder beim gemeinsamen Mittagessen, es kam immer wieder zu fachlichem Austausch. So konnten alle Beteiligten ihre gemeinsame Leidenschaft für den Fußballsport und ihre Verbundenheit zum Bahlinger SC in freundschaftlichem als auch professionellen Rahmen ausleben.

Die Spieler zeigten sich begeistert von der Möglichkeit, in solch einem professionellen Setting nicht nur eine individuelle Analyse ihres aktuellen körperlichen Zustandes sondern darüber hinaus auch wertvolle Tipps und Tricks zu Regeneration, Leistungsoptimierung und Verletzungsprävention zu erhalten.

Jetzt gilt es, die erhobenen Daten detailliert auszuwerten. Das gemeinsam erklärte Ziel besteht darin, neben einem bereits ausgearbeiteten Aufwärmprogramm, welches spezifische Präventionsübungen wie Sprünge, Landungen, Richtungswechsel und Stabilisationsübungen enthält, jedem Spieler gezielte Trainingsinhalte in Wort und Bild an die Hand zu geben um sein persönliches Verletzungsrisiko zu minimieren und gleichzeitig seine Leistungsfähigkeit weiter zu steigern.

„Wir hoffen wir sind unserem Ziel, das Thema Verletzungsprävention im Amateur- und Jugendsport in unserer Region weiter zu etablieren, einen Schritt nähergekommen. Das Ziel muss es sein, Kontinuität zu schaffen. Dies beinhaltet das Integrieren fester Trainingsinhalte und die wenn möglich regelmäßige Re-evaluation der Ergebnisse“, sieht Dr. Tarek Schlehuber den ersten Schritt des gemeinsamen Weges gemacht.

„Aus unserem Programm „Return to Sport“ zur Sekundärprävention und begleiteten Rückkehr in den Sport nach Gelenkoperationen ist jetzt ein im sportlichen Alltag praktikables Testprogramm zur Primärprävention entstanden. Hoffentlich gibt es in Zukunft die Möglichkeit, nicht nur im Herren- sondern auch im Jugend- und Damenbereich sowie in anderen Hoch Risikosportarten wie z.B. Handball, Basketball oder Eishockey tätig zu werden. Die Möglichkeit, schwere Verletzungen mit den resultierenden Folgen für die Sportler deutlich zu reduzieren, muss unser Ansporn sein“, resümiert Dr. Volker Fass und richtet gleichzeitig den Blick in die Zukunft.