Malte Herbers im Interview mit Südbadens Doppelpass

SDP: Hallo Malte, kurz vor Weihnachten dein zweites Interview bei Südbadens Doppelpass! Du bist in deiner zweiten Saison beim Bahlinger SC und trainierst die U19 in der EnBW-Oberliga. Wie hast du dich eingelebt beim BSC und wie gefällt es dir?

MH: Hallo und herzlichen Dank für die Einladung zum Interview. Mir gefällt es beim BSC extrem gut. Ein „Dorfverein“, der leistungsorientiert und professionell arbeitet und trotzdem das menschliche und familiäre Umfeld hat. Auch neben dem Platz gefällt es mir hier sehr. Egal ob Platzwart, die anderen Trainer, die ganzen Spieler*innen oder der Vorstand/Präsident – der Verein hat mir das Ankommen beim BSC sehr leicht gemacht und die Menschen, die für diesen Verein so wichtig sind, sind alle super-freundlich und man hält mal ein „Pläuschchen“ und genießt dabei ein oder zwei Weinschorle.

SDP: Du kommst gebürtig aus Bremen und bist vor einigen Jahren nach Freiburg gekommen. Wie groß war dein Kulturschock, als du vom hohen Norden zu uns hier nach Südbaden gekommen bist?

MH: Da ich auch ein paar süddeutsche Wurzeln habe, war der Kulturschock nicht so groß, es fühlt sich alles sehr heimisch an. Allerdings (lacht) habe ich auch nach vielen Jahren noch manche Schwierigkeiten, wenn mich die Bahlinger im feinsten Kaiserstühler-Dialekt ansprechen. Aber es klappt schon viel besser und ich versuche mich auch sprachlich zu integrieren (was aber leider jeder hört, dass das Moin besser über die Lippen geht).

SDP: Vor deinem Trainerjob beim BSC warst du beim SC Freiburg im Frauenbereich tätig. Mit Ede Beck und seiner Frau Claudia bildest du schon seit Jahren ein eingespieltes Team. Wie läuft eure Zusammenarbeit beim BSC, auch mit den dortigen Verantwortlichen?

MH: Die Zusammenarbeit mit Ede und Claudia Beck ist für mich ein großes Geschenk. Ede hat mir vor vielen Jahren die Chance gegeben, als sein Co-Trainer im Fußball „Fuß zu fassen“. Grundsätzlich ist das Verhältnis im Trainerteam sehr familiär und macht sehr viel Spaß. Auch außerhalb unserer U19 ist die Zusammenarbeit beim BSC wirklich gut. Mit den Trainern der 1.Mannschaft, U23 und U17 bin ich wöchentlich im Austausch. Wir sind kein NLZ, wir Trainer haben alle noch einen Hauptberuf und dann muss man einfach sagen, dass der Einsatz und die Zusammenarbeit der ganzen Trainer und natürlich auch der Verantwortlichen wirklich beeindruckend und professionell abläuft.

SDP: In eurer ersten Saison beim BSC habt ihr einen starken 5. Platz in der Oberliga belegt, als die Saison wegen Corona abgebrochen wurde. Mit Maxi Bachmann hat ein Talent den Sprung ins Regionalliga-Team geschafft. Viele Spieler kamen zur U23 in der Landesliga. Dein Fazit?

MH: Natürlich ist es für den Verein und auch als Trainer super schön, wenn die Durchlässigkeit in den aktiven Bereich so hoch ist. Vor allem haben wir auch viele Spieler in den „aktiven Bereich“ übergeben, die seit vielen Jahren im Verein sind. Diese Bindung zum BSC ist extrem wichtig für uns als Verein. Und wenn es Spieler direkt von der U19-Oberliga in die Regionalliga Herren schaffen, dann ist das schon ein tolles Gefühl, aber auch ein echt großer Sprung. Ein Maxi Bachmann hat diesen Schritt geschafft und hat ein paar wirklich vielversprechende erste Spiele absolviert und war dann leider lange verletzt.

Und mein Fazit bezüglich der Leistung in der Liga; wir hatten letzte Saison eine gute Truppe auf dem Platz, mit einer guten Mischung aus Mannschaftsspielern, Technikern, robusten Kämpfern und ein bis zwei positiv verrückten Jungs, die auch mal Spiele alleine entscheiden konnten. Ich bin mir sicher, dass wir ohne den Abbruch der Saison noch das eine oder andere gute Spiel gemacht hätten.

SDP: Kommen wir zur aktuellen Runde. Die Ergebnisse und der aktuelle Tabellenstand werden euch wahrscheinlich nicht zufrieden stellen. Woran liegt es und wie wollt ihr die Rückrunde erfolgreicher gestalten?

MH: Das stimmt, wir sind sehr unglücklich in die Runde gestartet. Wir hatten einen großen Umbruch in der Mannschaft, haben fast eine komplett neue Mannschaft auf dem Platz und haben leider etwas länger gebraucht, um uns zu finden. Wir müssen in der Rückrunde von Anfang an geschlossen in die Spiele gehen und jeder muss seine Stärken im Sinne der Mannschaft einbringen. Dann werden wir auch wieder mehr Spiele gewinnen und in der Tabelle in die Regionen vorstoßen, in die wir mit unserer Qualität gehören.

SDP: Gerade in solchen Situationen ist es als junger, aufstrebender Trainer sicher hilfreich, einen erfahrenen Co-Trainer wie Ede Beck an seiner Seite zu haben und auch auf ein großes Wissen von den anderen Trainern des BSC (Axel Siefert, Dennis Bührer, Ali Gasmi, René Labusch, Sascha Schröder etc.) zurückgreifen zu können, oder?

MH: Definitiv. Ede hat seine A-Lizenz als Trainer gemacht, da war ich noch nicht einmal geboren (lacht) und er hat sicher schon alle Situationen erlebt, die du im Fußball haben kannst. Ob Axel, Dennis, Ali, René oder auch Sascha, wir sind alle im Austausch und wenn einem etwas auffällt, dann wird es angesprochen und reflektiert, inwieweit man an der einen oder anderen Stellschraube drehen kann. Es ist, um die Frage zu beantworten, sehr hilfreich diese Trainer auch mal um Rat zu fragen.

SDP: Wie man aus deinem Umfeld hört, bist du ein Mensch, der sich gut selbst reflektieren kann. Woran musst du noch arbeiten und was möchtest du beim BSC und auch persönlich noch erreichen?

MH: Ich muss leider zugeben, dass manchmal meine Außendarstellung gegenüber dem Schiedsrichter nicht vorbildlich ist. Etwas das ich sehr bedauere, da wir über jeden Schiri dankbar sein müssen. Woche für Woche stehen die Schiris im Mittelpunkt und kriegen den Frust der Spieler, Trainer und Zuschauer ab.

Ansonsten möchte ich möglichst viele Spieler gut ausbilden, sodass der Verein und auch die Spieler davon profitieren. Als Jugendtrainer geht es doch darum, den Jungs maximal viel mit auf den Weg zu geben und dem Verein zu helfen, möglichst erfolgreich zu sein.

Und natürlich möchte ich mich noch etwas mehr im Verein und in Bahlingen integrieren. Leider war das aufgrund der Corona-Pandemie deutlich schwieriger. Ich hoffe, dass Veranstaltungen wie z.B. das Hoselipsfest bald wieder entsprechend gefeiert werden können.

SDP: Danke für deine Zeit und dieses Interview. Wir wünschen dir schöne Weihnachten, einen guten Rutsch und alles Gute für 2022!

MH: Vielen Dank und auch euch sowie allen Leser*innen ein schönes Weihnachtsfescht 😉 Kommt alle gesund ins neue Jahr!

Autor: Thomas Rieger, Südbadens Doppelpass